Kleines Rodel-ABC

Der Unterinntaler Bote berichtet in seiner Ausgabe vom 03.12.1910:

Absam. Unwillen riefen Sonntag nachmittags Bobsleighfahrer auf der mit Rodlern belebten Halltalerstraße hervor. In rasendem Tempo fuhren sie die Salzbergstraße herab und brachten dadurch andere in Gefahr, überfahren zu werden. Ein kleines Mädchen, welches die Bahn ebenfalls benützte, überhörte das Rufen der herannahenden Fahrer und es schien ein Zusammenstoß unvermeidlich. Im letzten Moment versuchte der Lenker des Bobs auszuweichen, was zur Folge hatte, daß die Bobsleighfahrer umwarfen; sie kamen ohne nennenswerte Verletzungen davon. – Am Montag abends erlitt ein Herr durch das Anfahren eines Rodlers einen Beinbruch. 

Rodelbahn vom Salzberg bis Hackl ausgezeichnet fahrbar. Hackl bis Halltalerhof teilweise aper.

Zur Verhütung von Unglücksfällen, im Interesse der Teilnehmer und zur Aufrechterhaltung der Fahrordnung wird das P.T. Publikum gebeten, folgende Punkte genauestens einzuhalten:

Unterinntaler Bote 03.12.1910

1. Auszuweichen ist stets rechts, daher haben alle Bergaufgehenden beim Herannahen eines Rodlers rechts zu gehen, die eventuell nachziehenden Rodeln sind sofort aus der Bahn zu reißen und zwar so, daß die Bahn vollkommen frei bleibt;

2. Vorgefahren wird stets links. Kommt bei der Talfahrt der rückwärtige Rodler dem Vorderen nahe, so avisiert er durch ein kräftiges „Hopp“, worauf der Vordermann sich rechts hält, um den Hintermann links vorzulassen;

3. Durch wiederholtes lautes „Hopp“-Rufen der Rodelnden auf angemessene Distanz ist ein rechtzeitiges Ausweichen zu ermöglichen und eventuellen Unfällen vorzubeugen;

4. Das Rodeln mit Stöcken ist laut Erlaß der k. k. Bezirkshauptmannschaft vom 19. Dezember 1907, Zahl 31.652, verboten;

5. Hunde sollen nicht mitgenommen werden;

6. Das Fahren mit Bobsleigh ist streng verboten;

7. Das Fahren mit großen Schlitten ist vom Salzberg bis Hackl untersagt.

Zuwiderhandlungen könnten das Einstellen des Rodeln im Gefolge haben.

Rodelrennen St. Magdalena, um 1905 (Bild: Gemeindearchiv Absam)

…leider haben sich nicht immer alle Rodler an die Regeln gehalten, wie jener Zeitungsbericht aus dem Jahre 1929 im Haller Lokalanzeiger zeigt: 

02.02.1929, Haller Lokalanzeiger

Von Rodlern überfahren. Man schreibt uns: „Am 13. Jänner gegen Abend wollte der allseits bekannte Georg Mursak (vulgo Sagschneider-Jörgl) auf der Salzbergstraße nach Hause gehen. Plötzlich, trotzdem er am Rande der Straße ging, wurde er von 3 dahergelaufenen (scheinbar Preisrodlern) an den Zaun geschleudert. Der überall wegen seiner Schnelligkeit und Gewandtheit bekannte Jörgl wollte sich an einem Kopfe der 3 Preisrodler rächen. Als er seinem Schicksal überlassen, sich endlich erhoben hatte, betrachtete er den Gegenstand seiner Beute. Zu seinem fürchterlichen Schrecken hielt er ein aus 4 Zähnen bestehendes Gebiß in der Faust. Der ehrliche und gewissenhafte Erbeuter trug das Gebiß zum Burger und übergab es dem dort befindlichen Gemeinde-Wachmann Bucher zur Deponierung bei der Gemeinde. Jörgl mußte sich mit Beulen und Flecken abfinden und mit seinen eigenen Mitteln zur Heilung schauen. Wenn man ihn frägt ob er denn keine Entschädigung bekommen hätte, gibt er brüsk zur Antwort: „hm, hm, die ham selber nix!“

Rodeln auf der Salzbergstraße (Bild: Gemeindearchiv Absam)
Rodelbahn im Halltal (Bild: Gemeindearchiv Absam)

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