Das schwere Autounglück am Salzberg

Der Haller Lokalanzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom 26. Oktober 1935:

Ing. Berndt tödlich verunglückt. Am Donnerstag, den 24. Oktober ereignete sich im Halltal ein schweres Unglück, dem Ingenieur Hermann Berndt der Saline Hall zum Opfer gefallen ist. Um 4 Uhr nachmittags fuhr das Lastauto der Saline von den Herrenhäusern ab. Auf dem Auto befanden sich Hofrat Ing. Klein, Ing. Berndt, der Arbeiter Max Angerer und der Chauffeur Quirin Tessadri. Beim sogenannten Herzog-Stollen sollte der Chauffeur noch Reisig aufladen und bremste zu diesem Zwecke den Wagen ab. Die Bremse griff jedoch anscheinend nicht ein, so daß der Wagen nicht stehen blieb, sondern weiter rollte und in immer schnellerem Tempo die Straße abwärts fuhr. Ein Unfall war unvermeidlich. Ing. Berndt wollte nun der anscheinend größeren Gefahr zuvorkommen, riß die Türe auf und sprang aus dem Auto. Dabei kam er zu Fall und blieb mit einer schweren Kopfverletzung liegen. Das Auto fuhr noch 200 Meter weiter. Der Chauffeur hatte die Geistesgegenwart, den Wagen gegen die linke Berglehne zu reißen und dadurch den unvermeidlichen Unfall in seinen Auswirkungen abzuschwächen. Tatsächlich fiel der Wagen um und die Insassen kamen mit ganz unbedeutenden Verletzungen davon.

Der verunfallte LKW am Salzberg (25.10.1935, Gemeindearchiv Absam)

Mit der Rettungsabteilung kam Salinenarzt Dr. Geiger an die Unfallstelle. Ing. Berndt, der bei seinem Sturz eine schwere Gehirnerschütterung und einen Schädelbasisbruch erlitten hatte, wurde sofort in das Krankenhaus überführt, doch ist er leider schon auf dem Wege dorthin verschieden. Ob bei diesem Unfall ein Verschulden vorliegt oder nicht, muß erst die Untersuchung ergeben. – Bergingenieur Hermann Berndt ist 46 Jahre alt und hinterläßt eine Gattin und 2 Kinder. Seit Juni 1933 gehörte er als Betriebsleiter am Salzberg der Saline Hall an. Mit ihm verliert die Saline einen äußerst tüchtigen Ingenieur und pflichttreuen Beamten, der sich bei Vorgesetzten und Untergebenen gleichermaßen großer Sympathien erfreute. Seine liebenswürdige, vornehme Art schuf ihm überall Freunde. Ing. Berndt entstammt jener Familie Berndt, die als kartographische Firma Freytag u. Berndt durch ihre Landkarten in der ganzen Welt bekannt geworden ist.“

Innsbrucker Zeitung, 29. Oktober 1935

Totenehrung und Bergfest. Die Knappschaft des Haller Salzberges begeht am Sonntag den 16. August wie alljährlich ihr Bergfest. Eine besondere Note erhält dieses im heurigen Jahre dadurch, daß ihm eine ernste Feier, die Ehrung der Toten, vorausgehen wird. Den im Weltkrieg fürs Vaterland gefallenen, sowie den in Ausübung ihres harten Berufes tödlich verunglückten Bergleuten hat die Salinenverwaltung durch das Entgegenkommen ihrer Generaldirektion ein dauerndes Ehrenmal in Form von zwei marmornen Gedenktafeln in der Rupertikapelle des Haller Salzberges errichtet, welche an diesem Sonntag enthüllt werden sollen.

Gedenktafel zu Ehren des verunfallten Ing. Berndt (Bild: T. Pittl)

Die Reihe dieser Opfer der Pflicht beschließt der Name des im Vorjahre bei einem Autounfall auf der Salzbergstraße ums Leben gekommenen Bergbaubetriebsleiters Ingenieur Berndt. Ein mächtiger Felsblock mit einer Inschrift an der Unglückstelle soll Zeugnis ablegen für die Treue und Anhänglichkeit, welche die Salinenverwaltung und die Knappschaft ihrem unvergeßlichen Mitarbeiter und Vorgesetzten in alle Zukunft bewahren will. Die Enthüllung dieses Gedenksteines für Ing. Berndt wird der Generaldirektor der österreichischen Salinen, Ministerialrat Dr. Engelsberg, am 16. August um 9 Uhr 30 vormittags in Anwesenheit von Vertretern der Behörden, der Salinenbeamten und Bergknappen persönlich vornehmen und einen Ehrenkranz niederlegen.

Das Denkmal von Ing. Berndt im Jahr 2025 (Bild: T. Pittl)

Herauf begeben sich die Festteilnehmer zu den Herrenhäusern, wo um 10 Uhr 15 Min. eine Feldmesse mit kurzer Predigt vom Pfarrer von Absam, Hochw. Edelhausen, zelebriert wird. Darnach folgt die Enthüllung der beiden Gedenktafeln für die Gefallenen und verunglückten Bergknappen in der Rupertikapelle durch den Herrn Generaldirektor. Nach dieser Feier, etwa von 11 Uhr 30 bis 12 Uhr 30, ist ein kameradschaftliches Beisammensein der Festteilnehmer unter Musikvorträgen der Salinenkapelle vorgesehen. Sodann beginnt die Talfahrt. Um 15 Uhr finden sich wieder alle Teilnehmer beim Bognerwirt in Absam zusammen, wo, wie alljährlich, dem Berger-Jahrtag ein fröhlicher Verlauf beschieden sein möge. Abends wird ein Feuerwerk abgebrannt und getanzt. Alle Angehörigen und Freunde der Knappschaft, insbesondere auch die pensionierten Bergmeister und Bergknappen, die ja stets Freud und Leid der jungen Generation geteilt haben, sind zu allen Veranstaltungen des Festtages herzlich willkommen. Zum nachmittäglichen Konzert der Salinenmusikkapelle beim Bogner in Absam wird anläßlich der Anwesenheit des Generaldirektors der Salinen gleich zu Beginn desselben das große bergmännische Tongemälde von J. Pomberger und Alois Fintl „Aus dem Leben eines Bergmannes“ aufgeführt.“ 

Haller Lokalanzeiger, 15. August 1936

Der Berger-Jahrtag am 16.08.1936 (Bild: Gemeindearchiv Absam)

Am 24. Oktober 1988 legten Olga und Hermine Wick, sowie Walter Gründler und Franz Scherz (2 Besucher des damaligen Bergbaumuseums in den Herrenhäusern, welche sich spontan zur Mithilfe bereit erklärt haben), eine Treppenanlage unterhalb des Denkmals an. Diese sind heute größtenteils überwuchert und nur noch in Umrissen erkennbar.

Die Arbeiten am Denkmal im Jahr 1988 (aus dem Nachlass von H. und O. Wick, Gemeindearchiv Absam)

Weitere Artikel

Fahnenweihe der Schützengesellschaft

Die Gründung der Absamer Schützengesellschaft (heute Schützengilde Absam) ging auf Initiative des Benefiziaten Michael Fischler zurück. Dieser war gebürtiger Absamer, hatte 1843 die Priesterweihe erhalten und war 1850 Benefiziat in Absam geworden. Noch im selben

Der neue Trommelziacher

Vorbemerkung Die Freiwillige Feuerwehr Absam feierte vom 12. – 15.08.1966 das 90-jährige Bestandsjubiläum. Das Festzelt stand am Sportplatz des Vereins Jugendhilfe nördlich der Hauptschule. Die Festveranstaltung wurde in der Veranda des Gasthofes Bogner durchgeführt. Peter

mueseumsreif: Endstation Lafatscherjoch

Mit nur 450.000,– Schilling Baukosten sollten ab 1931 mit zwei auf nur ein Drittel ihrer Größe zusammengeschrumpften Dampflokomotiven mindestens 25.000 Fahrgäste pro Saison zwischen Hafelekar und Pfeis auf einem „Felsenpfade“ durch mehrere Tunnels mitten in